Zur Begriffsklärung “Responsivität” will ich noch folgendes beitragen:
Früher war das Leben einfach: Es gab ein paar halbwegs fixe Monitorgrössen, die konnte man mit einer statischen Webseite gut bedienen. Dann kamen die Smartphones und alles wurde anders. Smartphones haben viel kleinere Displays, da passen die alten und statischen Webseiten nicht mehr, weil sie nicht für diese Seiten gemacht sind - das sind dann Seiten, wo du seitlich scollen musst, wenn du sie mit dem iPhone anschauen willst.
Anfangs gab es eigentlich nur das iPhone und dann auch das iPad mit bestimmten Pixelabmessungen. Da konnte man noch mit speziellen Versionen der gleichen Website arbeiten. Man erstelle halt eine Version für den Desktop, eine fürs iPad und eine für das iPhone. Es gab ja feste Bezugspunkte, an denen man sich orientieren konnte und so entstanden das adaptive Webdesign. Je nach Gerät, mit dem eine Webseite aufgerufen wurde, wurde eine andere Version der Seite angezeigt.
Das gin auch eine Zeitlang gut, doch dann kam Android und alle die vielen Anbieter der iPhone-/iPad-Konkurrenten. Alleine bei Android haben wir deutlich über 50 unterschiedliche Displaygrössen. Verschlimmert wurde das ganze durch Dinge wie die Smartwatches und die 5K-Fernseher. Überall müssen die gleichen Inhalte mit dem gleichen Webseitenlayout bedient werden. Die festen Bezugspunkte des adaptiven Webdesigns hatte man jetzt nicht mehr.
Man schuf das responsive Webdesign. Das sind Seiten, bei denen die Anordnung der Inhalte nicht mehr von fixen Bezugspunkten abhängt, sondern sich flexibel anpasst. Die Bezugspunkte gibt es immer noch, aber sie haben nun eine etwas andere Bedeutung.
Das Wesentliche einer responsiven Seite ist ein festes Gestaltungsraster. Meist wird eine Webseite in 12 (nicht sichtbare) Spalten gegliedert, darin stecken die Container mit den Inhalten. Diese Spalten werden auf einem desktop nebeneinander angezeigt und unterhalb einer bestimmten Breite des Browserfenster rutschen die Container untereinander. Es rutschen aber auch nicht nur die Container untereinander, die Inhalte, die in diesen Containern liegen, verändern dabei ggfs. auch ihre Breite - Bilder werden in einem schmaleren Browserfenster kleiner angezeigt, sonst würden sie seitlich heraus stehen. Außerdem werden auf unterschiedlichen Geräteklassen oft unterschiedliche Bilder ausgegeben (wobei das v.a. den Grund in dem sparsamen Umgang mit den mobilen Datenvolumina und Übertragungsgeschwindigkeiten hat).
Etwas anderes als responsive Seiten zu entwickeln macht heutzutage nur noch wenig Sinn, nicht im Bereich, den ein Programm wie RapidWeaver abdeckt. Bei den großen Shops oder Portalen sieht das wieder anders aus, hier braucht man nach wie vor adaptive oder auch statische Seiten, aber dafür ist RapidWeaver ohnehin nicht gemacht. Nicht jede flexible Webseite ist eine responsive Seite.
Bei den RapidWeaver-Themes findest du einige statische Themes (die ganzen klassischen Themes sind statisch) und etliche, die sich in der Größe anpassen. Viele dieser anpassungsfähigen Themes werden als “responsiv” bezeichnet, sind aber eigentlich adaptiv. Oft findest du auch einen Mix von beidem und in der Praxis ist die Differenzierung auch von untergeordneter Bedeutung. Wenn man aber verstehen will, worum es geht, sollte man sich den Unterschied schon vor Augen führen.
Beide Konzepte arbeiten mit Media Queries und Breakpoints (ersteres sind die Anweisungen, die sich auf die Geräteklassen beziehen und letzteres sind die Trigger, die für die Änderung der Seitenanzeige verantwortlich sind). Bei adaptiven Layouts wird mit px oder em zur Breitenangabe von Elementen und Containern gearbeitet (also festen Werten), es entstehen also fixe Layouts. Beim responsive Webdesign werden die Elemente und Container fluide, d.h. mit relativen Werten (z.B. mit Prozenten) angegeben. Das ist wichtig zu verstehen, warum bestimmte benutzerdefinierte Änderungen auch in RapidWeaver-Projekten nicht in jedem Theme funktionieren. Und das ist auch der Grund dafür, warum man z.B. in Text-Stacks die Schriften nicht einfach größer oder kleiner machen sollte, sondern immer über die Stacks-Konfiguration gehen sollte.
Wenn du die Arbeit mit RapidWeaver verstehen willst, musst erst einmal die Arbeit mit statischen Seiten verstanden haben. Dann erst solltest du dir Gedanken über responsives oder adaptives Layout machen. Während du eine statische Seite eigentlich recht unkompliziert “zu Fuß”, also ohne RapidWeaver aufbauen kannst, wird das bei responsivem oder adaptivem Layout zu einer Aufgabe, die nicht mehr wirtschaftlich “zu Fuß” bewältigbar ist. Deshalb greift man auf fertige Lösungen zurück, in RapidWeaver halt responsive Themes oder auf Frameworks (die es auch für RapidWeaver gibt: Foundation, Pure, BootSnap)
So, genug der Verwirrung, aber du wolltest den Begriff ja verstehen…
-Michael